Ich habe das Buch von Kim de l’Horizon noch nicht gelesen, aber ich habe mit Freude gehört, dass Kim den Deutschen Buchpreis bekommen hat. Natürlich ist es schön, dass ihn eine schweizerische Person bekommen hat und dann erst noch eine, die so gar kein veraltetes Kuhschweizerbild in die Welt hinausträgt, sondern ein Botschafter für Offenheit und Dialog.
Cool ist nicht in erster Linie, dass Kim sich als nonbinär versteht, sondern dass l'Horizon auf eine erfrischend moderne Art sehr politisch ist. Kim hat nämlich verstanden, was wichtig ist für unser Land: Offenheit, Dialog, Reden miteinander. Kim reagiert als frischgebackene Buchpreisträger nicht betupft, als Bundesrat Maurer unsouverän und doof reagiert, Kim geht auf ihn zu und schlägt ganz praktisch vor dass sie beide miteinander ein Bier trinken gehen. Wie man das halt so macht in Bern, wenn man nicht ganz einer Meinung ist.
Diese Souveränität imponiert mir, es freut mich auch, dass die NZZ Kim de l’Horizon im Feuilleton ein Forum gibt und damit wieder einmal zeigt, dass sie versteht, dass Gesellschaftsliberalismus das Fundament für Freiheit ist.
Es kann doch nicht sein, dass ein Mensch, welcher derart differenziert schreiben kann entwertet wird, weil ein Schnauz mit Lippenstift kombiniert wird. Das ist ja wie vor hundert Jahren als die ersten Frauen Hosen trugen!
Wir müssen aber zur Kenntnis nehmen, dass ein spielerischer Umgang mit Geschlechterbildern noch heute derart verunsichern kann, dass sie sogar bei einem derart erfahrenen Bundesrat so unfaire und engstirnige Reaktionen auslösen können, das gibt zu denken! Da wird Männlichkeit zu einer vermeintlichen Bastion. Als würde die Welt zusammenbrechen, wenn Männer sich getrauen anders als nur so männlich zu sein, wie vor 100 Jahren.