Ich begann an einem Mittwochabend zu lesen, vergass darob schon nach den ersten Seiten das Abendessen und war danach kaum mehr ansprechbar. Wenn immer möglich, verzog ich mich aufs Sofa, um weiterzulesen. Spannend war nicht nur der Plot, sondern die Charaktere, die Glaubwürdigkeit der Geschichte, die greifbare Angst vor dem Ernstfall, die Unsicherheit und die Versagensangst der Protagonistinnen.
Natürlich fragt man sich beim Lesen immer wieder, ob Hillary Clinton tatsächlich so fesselnd schreiben kann oder ob sie nicht bloss die vielen kleinen Informationen lieferte, die die Glaubwürdigkeit der Geschichte erhöhten? Natürlich gibt das dicke Buch keine Antwort darauf.
Aber eines kann ich sagen: Der Thriller ist gut erzählt und wahnsinnig spannend. Wer einmal aus sicherer Distanz erleben will, wie es sich anfühlen könnte, so ganz oben an den Schalthebeln zu sitzen, während unten die Terroristen am Werk sind, soll das Buch kaufen. Es bietet gute Unterhaltung. Der Plot ist zwar nicht immer so ganz plausibel, aber das Handlungsspektrum und das Leben einer Aussenministerin werden selten so detailversessen dargelegt. Wie viel auf Zufällen beruht, auf kleinen menschlichen Schwächen, erstaunt immer wieder. Und wie wenig Glamour so einem Amt innewohnt, wusste ich vorher auch nicht. So viele einigermassen glaubwürdige Geschichten von Frauen, die wissen wie das Leben auf der obersten Führungsetage so ist, gibt es ja bisher nicht. Hier wird Frauengeschichte aus nächster Distanz geboten. Ungeschminkt und ungeheuer spannend.