Poor Things ist eine weibliche Frankenstein Monster-Geschichte, die auf dem Roman von Alasdair Gray aus dem Jahr 1992 basiert. Es geht um Bella Baxter (Emma Stones), die Laborschöpfung des zurückgezogen lebenden Dr. Godwin „God“ Baxter (Willem Dafoe). Der Wissenschaftler hat die Leiche einer schwangeren, unglücklich verheirateten viktorianischen Frau geborgen, die Selbstmord beging, und dann ihr beschädigtes Gehirn durch das noch lebende Gehirn ihres Babys ersetzt. Das alles spielt in einer Welt mit bunter, retro futuristischen Steampunk-Ästhetik, eingebettet in surrealen Landschaften. (Ja, es ist genauso schräg, wie es klingt) Bella besitzt also die Mentalität eines Kindes, hat aber gleichzeitig den Körper einer erwachsenen Frau. Unter Baxters Führung beginnt sie die Welt um sich herum (ein zweites Mal) zu entdecken.
Poor Things ist unglaublich absurd, extravagant, mutig und spielt mit moralischen Grenzen auf einem unvorstellbar hohen Niveau.
Das es sich bei Poor Things um einen einzigartigen Film handelt, zeigt schon nur der Titel. Der Diskurs, der dazu neigt, Frauen als die „armen Dinger“ (engl. „Poor Things“) zu bezeichnen, wird klar abgelehnt. Denn in Poor Things wird die triumphale Reise von Bella Baxter gefeiert, die sich vollkommen ohne Scham durch die Welt bewegt, während die Männer in ihrem Leben wegen mangelnder Kontrolle über sie toben. Am liebsten wollen sie alle Bella gleich einsperren –die titelgebenden „armen Dinger“ sind dann doch eher die Männer, wenn sie sich in ihrer besitzergreifenden Verliebtheit doch nur der Lächerlichkeit preisgeben. Somit wird Poor Things zu einem emanzipatorischen Klassiker: Eine Frau strampelt sich von den männlichen Klammeraffen frei. Das Resultat ist eine ermutigende, sowie auch verstörende Selbstfindung einer jungen Frau in einer tief patriarchalen Welt.