Nespresso Financial Education – Kolumnen

Kapital für die Zukunft

Viele Eltern unterschätzen die Bedeutung der finanziellen Zukunft ihrer Kinder. Geldgeschenke clever investieren statt nur sparen lohnt sich.

Elternsein ist eine grosse Aufgabe, und doch gibt es keinen obligatorischen Unterricht dazu. Um in der Schweiz Auto fahren zu dürfen, muss man 10 bis 20 Stunden teuren Fahrunterricht nehmen. Aber wenn es um Kinder geht, sind viele Menschen meist auf sich allein gestellt.

Was viele frischgebackenen Eltern dabei nicht im Blick haben, sind die Finanzen. Obwohl das vor und während der Planungsphase der Schwangerschaft sicherlich ein wichtiges Thema war. Die finanzielle Zukunft des Babys ist meist kein zentrales Thema für neue Eltern. Ich sage auch nicht, dass es das sein sollte. Aber ich könnte und sollte (ich fühle mich dazu verpflichtet) einen kleinen Rat für neue Eltern hinzufügen.

Die meisten Neu-Eltern erhalten Kleidung, Kinderwagen, Stofftiere und manchmal auch monetäre Geschenke von Familie und Freund*innen. Aber was soll mit mit den Geldgeschenken geschehen? Die meisten Eltern fühlen sich verpflichtet, ein Sparkonto für ein Neugeborenes zu eröffnen. Es wird gewöhnlich niemals Geld von diesem Konto abgehoben, weil das moralisch und ethisch falsch wäre. Ein Elternteil kann das Bankkonto seines Babys für ein Babymöbelstück oder eine Winterjacke verwenden, aber im Grunde bleibt es unantastbar. Das zu Recht.

Finanzielle Zukunft sichern: Investitionen statt Sparkonto

Was ist die Folge davon? Nun, es mag ehrenwert sein, aber nicht klug. Dieses Geld wird in den 10 bis 20 Jahren, die es auf dem Konto liegt, bestenfalls nicht an Wert verlieren. Betrachtet man aber die letzten 20 Jahre, so können mit diesen 5000 Franken im besten Fall Waren im heutigen Wert von 5000 Franken gekauft werden, wenn man Inflation, Bankgebühren und Zinssätze berücksichtigt.

Es gibt eine andere Möglichkeit: Anstatt Geldgeschenke auf einem Sparkonto zu parken, das der Inflation, niedrigen Zinsen und Bankgebühren ausgesetzt ist, können neue Eltern das Geld durch Investitionen für sich arbeiten lassen. Wenn in Unternehmen angelegt wird, erhalten diese mehr Kapital. Dieses kann für die Entwicklung besserer Dienstleistungen und Produkte eingesetzt werden.

Der Aktienmarkt entwickelt sich im Allgemeinen mit der Inflation. Der Grund dafür: Inflation bedeutet, dass die Preise steigen. Wenn Unternehmen ihre Preise erhöhen, erzielen sie mehr Umsatz, haben höhere Gewinne und ihre Aktienbewertung steigt ebenfalls.

Wie sich 5000 Franken in 10'000 Franken verwandeln

Der Swiss Market Index besteht aus den 20 grössten Unternehmen der Schweiz. Gemäss moneyland.ch ist der Wert der Aktien im SMI in den 22 Jahren zwischen 1997 und 2019 im Durchschnitt um 6.5 Prozent gestiegen, wenn man die Inflation berücksichtigt.

Ein ETF ist ein Exchange Traded Fund. Es handelt sich um einen Korb von Finanzanlagen. Der SMI ETF ist ein Fonds, der sich aus den 20 grössten Unternehmen der Schweiz zusammensetzt, wie etwa Novartis, Roche, Nestlé, ZurichFinancial Services und mehr. Wenn frischgebackene Eltern 5000 Franken in einen SMI ETF statt auf ein Bankkonto legen würden, wäre dieses Konto über 10'000 Franken wert – basierend auf historischen Daten. Es könnte sogar noch mehr erreicht werden: Die Zinsen für dieses Konto könnten aufgezinst werden.

Wie Dividenden Aktienbesitzer*innen langfristig belohnen

Viele, aber nicht alle Aktien und Fonds, zahlen eine Dividende. Eine Dividende ist ein Geldbetrag, den ein Unternehmen oder ein Fonds regelmässig – in der Schweiz in der Regel jährlich – aus seinen Gewinnen an seine Aktionär*innen ausschüttet. Sie ist wie ein Zinssatz auf einem Bankkonto, beides ist nicht garantiert Es gibt viele verschiedene SMI-ETFs, aber die durchschnittliche Dividende lag in den letzten 5 Jahren bei etwa 2.5 Prozent.

Dies ist mein letzter kleiner Ratschlag zum Thema Zinseszins mit Dividenden. Die Kraft des Zinseszinses kann bei Aktien durch die Reinvestition von Dividenden erreicht werden. Das kann leicht manuell geschehen oder es gibt sogar SMI-ETFs, die dies automatisch tun. Sie werden «Thesaurierende Fonds» genannt. Wenn Sie es manuell machen wollen, gehen Sie wie folgt vor:

1. Nur Aktionär*innen, die eine Aktie an einem bestimmten Datum (dem Ex-Dividenden-Datum) besitzen, haben Anspruch auf die Dividende.

2. Nach dem Ex-Dividenden-Datum sinkt der Aktienkurs in der Regel um den Betrag der Dividende.

3. Um die Dividende zu reinvestieren, kaufen Sie nach dem Ex-Dividenden-Datum weitere Aktien mit der Dividende zum niedrigeren Kurs.

Sparzinsen -  SNB - Offizielle Zinssätze https://data.snb.ch/de/topics/snb/cube/snboffzisa SMI ETF - iShares SMI Equity Index Fund (CH)

Ich bin keine Finanzberaterin, und dies sollte nicht als Finanzberatung sondern als Ratschlag verstanden werde, in den investiert werden kann.

Kurz gesagt: Jedes Mal, wenn eine Schachtel Nespresso-Kapseln gekauft wird, sind die Nestlé-Aktionäre ein bisschen besser dran sind, und die Dividenden werden etwassicherer. So funktioniert die Wirtschaft.

Nota Bene: Spare für ihre Zukunft ODER rette die Zukunft für uns alle

Investitionen in die 20 grössten Unternehmen der Schweiz mögen aus DEI- oder ESG-Sicht fragwürdig erscheinen. Wenn man die Zeitungen der letzten 40 Jahre liest, hat es in der Tat viele Fehltritte gegeben. Unter Risikogesichtspunkten ist eine Investition in grosse Unternehmen jedoch weniger riskant. Punkt.

Es ist unmöglich zu wissen, was die Zukunft bringen wird. Investitionen in kleinere Unternehmen, die oft verschuldet sind, sind sehr riskant, da sie möglicherweise nicht über die Mittel verfügen, um eine Finanzkrise zu überstehen. Wer in grosse Unternehmen investiert, kann an deren Gewinnen teilhaben. Werin kleine Unternehmen investiert, kann gute Ideen unterstützen. Beides sind gute Ansätze, aber eine Investition in die grössten Unternehmen bietet langfristig mehr finanzielle Sicherheit.Dennoch bleibt die Frage bestehen, ob grosse Unternehmen ebenfalls zukunftsorientiert für unsere Kindern handeln. Wie kann ich abschätzen, was sich nun wirklich lohnt? Welche Strategie ist nun am schlausten, wenn langfristig und nachhaltig die Zukunft der eigenen Kinder gesichert werden möchte? Ist das überhaupt möglich?

Therese Fässler

Therese Fässler ist Ökonomin und Gründerin der Financial Literacy Plattforminvested.ch. Zudem ist sie Leiterin des Bereichs Finanzbildung bei der Swiss Finance and Technology Association SFTA.

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