So wie der Sound einer Super-Stereoanlage je nach Einstellung von Lautstärke, Bass (Tiefen) und Treble (Höhen) ganz unterschiedlich klingen kann, so sehen auch unsere primären und sekundären Geschlechtsorgane (z.B. Vulva, Penis bzw. Bartwuchs, Brüste) je nach «Einstellung» ganz unterschiedlich aus, sie funktionieren sogar unterschiedlich. Die fünf wichtigsten Regler, die unser biologisches Geschlecht ausmachen, sind: Chromosomen, Keimdrüsen, innere und äußere Geschlechtsorgane sowie Geschlechtshormone.
Wir machen eine klitzekleine Biologiestunde: Die Chromosomen kommen in der Form X oder Y vor. Neben den bekannten Varianten XX (weiblich) und XY (männlich) gibt es die gar nicht so seltenen Intersex-Varianten wie X, XXY und viele weitere. Dann gibt es noch die Keimdrüsen, also die Organe für Hormone, Spermien und Eizellen, im Klartext: Eierstöcke und Hoden. Dazu kommen die inneren Geschlechtsorgane wie z.B. Gebärmutter, Nebenhoden und Samenleiter sowie die äußeren Geschlechtsorgane: Klitoris (wobei da lediglich der kleinste Teil sichtbar ist), Vulva, Penis und Hodensack. Als letzter Regler kommen die Geschlechtshormone ins Spiel: Östrogen und Testosteron.
All dies ist also Teil unserer Super-Stereoanlage mit ihren Geschlechter-Schiebereglern, die ganz unterschiedlichen «Geschlechter-Sound» erzeugen - je nachdem, was wie eingestellt ist. Das bedeutet zum Beispiel, dass die äußeren Geschlechtsorgane erst durch die Geschlechtshormone geformt werden: Eine Klitoris entstünde als «Default», wenn nicht das Testosteron aktiviert würde, um aus den embryonalen Geschlechtsanlagen einen Penis zu formen. Und jetzt kommt's: Auf Chromosomenebene kann eine Person weiblich (XX) sein und trotzdem einen Penis und einen Hodensack haben, dank Testosteron. Bäm! Adieu biologische Binarität, hallo biologische Geschlechtervielfalt.