Kaum ein gesellschaftliches Thema wird derzeit so hitzig diskutiert wie das Bild des Mannes. Jahrzehntelang prägte die Frauenbewegung die Debatten. Frauen erkämpften sich mehr Rechte. Geschlechterrollen und -vorstellungen wurden flexibler, auch Männer bewegten sich fortan in neuen Räumen jenseits von Dominanz und Ernährerrolle. In jüngerer Zeit formiert sich aber weltweit ein neuer Maskulinismus, der alte Rollenbilder wiederbeleben will. Auch in der Schweiz nimmt die Hälfte der Bevölkerung einen weltweiten Backlash in Geschlechterfragen wahr. 87 Prozent sind zudem der Ansicht, dass ein Wiedererstarken betonter Männlichkeit in der Politik zu beobachten sei. Begrifflichkeiten sind also entscheidend, wenn über Remaskulinisierung gesprochen wird.
Zwischen Feminismus und Maskulinismus stellte sich Geschlechtergerechter die Frage, wie es heute ist, ein Mann zu sein. Unsere Studie bringt eine gehörige Kluft zwischen dem, was wir persönlich an Männern schätzen und dem, was wir denken, dass die Gesellschaft an Männern schätzt, zu Tage. Gefragt nach dem Männerbild der Schweizer Gesellschaft antworten die meisten, ein Mann müsse belastbar (69 %) und durchsetzungsstark sein (61 %). Fragt man jedoch nach den persönlichen Wünschen an den Mann, zählen zwischenmenschliche Werte wie Freundlichkeit (77 %), Fürsorge (64 %) und Selbstreflexion (57 %) weit mehr. Die private Haltung der Menschen ist progressiver als was man der Gesellschaft insgesamt zuschreibt.
