Lehrerfamilie im Diemtigtal ca. 1930
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© Fotoarchiv der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde/ Sammlung Ernst Brunner

Familie im Wandel

    Von der Erwerbsgemeinschaft über die Kleinfamilie mit Hausfrau zur Patchworkfamilie: Das Zusammenleben wird neu organisiert.

    Meyers Konversations Lexikon, 1897
    Seit über hundert Jahren verinnerlicht:

    Dem Manne der Staat, der Frau die Familie.

    Meyers Konversations-Lexikon, 1896
    Familienportrait, 1885
    © ETH-Bibliothek Zürich
    Familienportrait, 1885
    Die Idee, dass die Familie ein Ort der Tradition ist, prägt uns bis heute. Wir tun uns schwer damit, neue Familienformen als gleichwertig anzusehen.
    Bauern an der Arbeit ca. 1930

    In der vorindustriellen Zeit war die Familie oft eine Erwerbsgemeinschaft. Alle Familienmitglieder arbeiteten für den Lebensunterhalt mit. Diese Familienform gibt es heute noch im Kleingewerbe oder in der Landwirtschaft.

    Mann und Frau ca. 1890

    1881 wurden die Rollen der Ehepartner gesetzlich festgeschrieben. Der Mann wurde zum Beschützer und Ernährer der Familie, die Frau zur Gefährtin des Mannes. Die Frau blieb aber weiterhin der Vormundschaft des Ehemannes unterstellt.

    Mann und Frau ca. 1890
    © Landesmuseum
    Familie nach Geschlechtern getrennt, ca. 1930

    Im 20. Jahrhundert wurde die Familie stärker um das Ehepaar gruppiert. Familien wurden zum Ort der Ordnung, wo alle ihre klare Rolle hatten.

    Familie nach Geschlechtern getrennt, ca. 1930
    © Fotoarchiv der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde/ Sammlung Ernst Brunner
    Frauen ca. 1885

    Unverheiratete Töchter blieben meist in der Familie und halfen bei der Hausarbeit. Dies änderte sich erst, als im 20. Jahrhundert mehr Berufsausbildungen für Frauen geschaffen wurden.

    Frauen ca. 1885
    ©ETH-Bibliothek Zürich
    Mutter mit Kind, Willisau 1960

    Eine Frau konnte ohne Mann kein Kind aufziehen. Uneheliche Mütter wurden bevormundet, viele gaben ihr Kind zur Adoption frei.

    Mutter mit Kind, Willisau 1960
    © Fotoarchiv der Schweizerischen Gesellschaft für Volkskunde, Sammlung Ernst Brunner
    Amtsvormund kontrolliert die Zähne eines Verdingkindes

    Uneheliche Kinder aus ärmeren Familien wurden bis 1990 als günstige Arbeitskräfte zu Bauern gegeben (Verdingkinder).

    Amtsvormund kontrolliert die Zähne eines Verdingkindes
    Bild: FFV Kunstmuseum Bern, Paul Senn
    Kindermädchen

    Bis nach dem Ersten Weltkrieg war es üblich, dass eine Mutter aus der Oberschicht nur kleine Teile der Nachwuchspflege übernahm. Die Kinder in bessergestellten Familien wurden massgeblich vom Hauspersonal aufgezogen und versorgt.

    Kindermädchen
    © Alamy
    Mutter mit Kindern am Herd, ca. 1950

    Nach dem zweiten Weltkrieg verschwanden die Dienstboten aus den begüterten Familien. Dies bedeutete, dass die Frauen auch in wohlhabenderen Familien mehr Hausarbeit und alle Mutterpflichten übernahmen.

    Mutter mit Kindern am Herd, ca. 1950
    © Landesmuseum
    • Generationenbild, ca. 1940
      Bis in die 1960er-Jahre waren Mehrgenerationenfamilien in bäuerlichen und gewerblichen Familien häufig. In solchen Familien übernahm oft die Grossmutter die Pflege und die Aufsicht über die Kinder, damit die Mutter zum Arbeiten freigestellt war.
    • Familie, 1959
      Erst ab den 1960er-Jahren setzte sich die Kleinfamilie durch.
    • Mutter mit ihrem Sohn, 1950er Jahre
      Die Mütter übernahmen nun die Pflege ihrer Kinder selbst und sie waren für ihr Wohlergehen und für ihre Entwicklung verantwortlich. Der Vater arbeitete auswärts und übernahm die Rolle des Ernährers.
    • Vater mit Tochter, 1960
      Väter arbeiteten meist auswärts und spielten nur noch in ihrer spärlichen Freizeit mit ihren Kindern.
    • Knabe mit Reissigbündel auf dem Rücken
      Bis in die 1970er-Jahre verlangten die Eltern von ihren Kindern oft schon früh Mithilfe. Kinderarbeit auf Bauernhöfen und in Gewerbebetrieben war alltäglich.
    Familie vor dem Fernseher (SAFFA 1958)

    Die Kleinfamilie der 1950er-Jahre wurde auch von der bürgerlichen Frauenbewegung unterstützt und gefördert.

    Familie vor dem Fernseher (SAFFA 1958)
    © Schweizerisches Sozialarchiv

    In den 1960er-Jahren geriet die bürgerliche Familienidee immer mehr in die Kritik. Die junge Generation sehnte sich nach weniger moralischem Druck und mehr persönlicher Freiheit.

    Frau mit Kind im Sandkasten

    Erst in den 1970er-Jahren begannen die ersten Frauen gegen einengende Rollen- und Aufgabenteilung zu revoltieren. Die Unzufriedenheit zog breite Kreise. Mehr Frauen suchten sich eine Teilzeitarbeit und begannen, eigenes Geld zu verdienen. An der Frage der Aufgabenteilung in der Familie konnten sie damit jedoch wenig ändern.

    Frau mit Kind im Sandkasten
    © Landesmuseum

    Besonders die Frauen brachen aus dem engen Rollenkorsett der bürgerlichen Familie mittels Scheidung aus. Das Familien- und Eherecht, das die Ehefrauen faktisch entmündigte, blieb jedoch bis 1988 bestehen.

    GUETZLE mit Betty Bossy, 1978

    In den 1980er-Jahre wehte auch ein Modernisierungsschub durch die Haushalte. An die Stelle der schwierigen und aufwändigen Rezepte im Fülscher-Kochbuch trat Betty Bossy. Ihre Rezepte waren einfach, modern, leicht international angehaucht und garantiert gelingsicher. Ideale Kochanleitungen für die in Teilzeit erwerbstätige Hausfrau. Trotz dieser und vieler anderer Erleichterungen im Haushalt, wie beispielsweise der Verbreitung des Geschirrspülers, blieb die Frau weiterhin für die Hausarbeit zuständig. Frauen mit Kindern standen also unter einer Doppelbelastung von Familienarbeit und Berufsarbeit.

    GUETZLE mit Betty Bossy, 1978
    Bild: Betty Bossy

    1988 wurde das Eherecht endlich modernisiert. Ab diesem Zeitpunkt erhielten die Ehefrauen einen grösseren Handlungsspielraum und mehr Rechte. Das Ideal einer lebenslangen Ehe liess sich jedoch nicht mehr retten. Die Scheidungszahlen stiegen weiter an.

    Patchwork-Familie

    Durch die rasant angestiegenen Scheidungszahlen und die höhere Lebenserwartung entstanden zunehmend Patchwork-Familien, also solche, die sich aus Teilen mehrerer Kernfamilien zusammensetzen. Auch gleichgeschlechtliche Paare meldeten familienrechtliche Ansprüche an. So wurde es möglich, dass gleichgeschlechtliche Paare Kinder aus früheren Beziehungen eines Partners oder einer Partnerin adoptieren konnten, in Zukunft werden gleichgeschlechtliche Paare nicht nur heiraten, sondern auch Kinder adoptieren können.

    Patchwork-Familie
    Bild: Netflix
    Tour created by Lynn Blattmann

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